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Spanien / Panorama

Mit einer exzellenten Küche, weltbekannten Museen, spektakulärer Architektur, einzigartiger Kunst und einer Reihe von weltweit bekannten und einzigartigen Volksfesten ist Spanien ein wahres Kulturparadies. Entdecken Sie Spanien mit all seinen kulturellen Reichtümern und erleben Sie die Traditionen und Bräuche der Spanier.

1. Feste und Bräuche in Spanien

Die bekanntesten unter den volkstümlichen Bräuchen Spaniens sind sicherlich Flamenco und Stierkampf. Letzteren findet man tatsächlich im ganzen Land, das herausragende Ereignis ist wohl das Fest der Sanfermines in Pamplona, wenn die Stiere durch die abgesperrten Straßen der Stadt getrieben werden. Aber Stierkämpfe sind ein beinah unverzichtbarer Bestandteil jeder größeren Fiesta. Flamenco auf der anderen Seite ist die Musik-Tradition im Süden des Landes, insbesondere in Andalusien. Dort bekommt man erstklassigen Tanz und virtuoses Gitarrenspiel geboten. Im April findet in Sevilla die Feria de Abril statt, eine ganze Woche lang Tanz und Gesang und Sherry-Wein und die vorzüglichen „Tapas“, kleine Appetithappen, und mehr Sherry ... und wem das alles attraktiv erscheint, der sollte die Feria wirklich nicht versäumen.

Noch besser ist es freilich, schon zwei Wochen vorher in Sevilla einzutreffen, vorausgesetzt, man findet ein freies Hotelzimmer. Da gibt es nämlich das zweite Großereignis dieser Stadt zu bewundern: Semana Santa, die Karwoche, mit ihren weltberühmten Prozessionen. Eine populäre Veranstaltung mit religiösem Hintergrund ist auch El Rocio, eine traditionelle Pilgerfahrt in den gleichnamigen Ort in der Provinz Huelva, im Mai. Diese Pilgerreise ist aber keineswegs allzu ernsthaft oder gar langweilig, denn in typisch andalusischer Tradition sind auch hier Flamenco und Wein nicht wegzudenken.

Eine weitere herausragende Fiesta sind „Las Fallas de San José“ in Valencia im März. Die ganze Stadt ist Schauplatz einer riesigen Party mit guter Laune und spektakulären Feuerwerken. Unweit von Valencia liegt die kleine Stadt Buñol, wo alljährlich am letzten Mittwoch im August die Tomatina, die größte Tomatenschlacht der Welt, stattfindet. Es ist unklar, warum die Bewohner des Städtchens vor über 50 Jahren anfingen, sich am Hauptplatz gegenseitig mit Tomaten zu bewerfen, aber mittlerweile zieht dieses eigenwillige Volksfest tausende Besucher aus dem In- und Ausland an.

Eine wilde Woche kann man auch in San Sebastian im Februar verbringen, wenn „La Tamburrada“ stattfindet.

Madrid veranstaltet seine Fiesta, „San Isidro“, im Mai. Ein Pflichttermin vor allem für Stierkampf-Fans.

Im Karneval gibt es im ganzen Land Veranstaltungen; die schönsten finden in Santa Cruz de Tenerife auf den Kanarischen Inseln statt. Wer sich zu dieser Zeit auf der iberischen Halbinsel aufhält, sollte Cadiz und/oder Sitges besuchen.

2. Küche

Barcelona: Die traditionelle Küche von Barcelona kennt einige sehr typische Eintopfgerichte, wie La escudella i carn d'olla, mit Gemüse, Reis, Nudeln und Kartoffeln, Cocido con judias blancas, gemacht aus Butifarra (einer regionalen Wurstspezialität), Pilota (Rindfleisch), Brot, Eiern und weißen Bohnen, Faves a la catalana, Botifarra amb monjetes sowie Arroz a la cazuela, ähnlich der berühmten „Paella Valenciana“.

Zu den Fisch-Spezialitäten zählen die „Zarzuela“, gleichen Namens wie die spanische Version der Operette, mit Heilbutt, Tintenfisch, Miesmuscheln und Shrimps, sowie die noblere Ausführung derselben, „La Opera“, zusätzlich mit Hummer  –beides offensichtlich Gerichte, die den Gaumen zum Singen bringen – und Suquet de peix, eingemachter Kabeljau mit Gewürzen.

Typische Desserts sind die bekannte Crema Catalana, Mel i mato (Quark mit Honig) und das Postre del Musico, der „Nachtisch des Musikers“, mit Pinienkernen und Rosinen.

Unter den hervorragenden katalanischen Weinen sind besonders hervorzuheben: die Rotweine aus Peralda, Alella, Priorat und Tarragona, der Weißwein des Penedés und natürlich der Cava (Sekt).

Málaga

Die Küche Málagas, leicht, gesund und typisch mediterran, begeistert vor allem durch ihre Gerichte aus Fisch und Meeresfrüchten: Gambas (Shrimps) in allen Variationen, vom Grill oder gekocht, und Pescaito Frito, Fisch der in Mehl gewendet und dann in einem Topf mit Olivenöl gebraten wird. Besonders geschätzt werden für dieses Rezept Chanquetes, winzige und wohlschmeckende Fische von der Familie der Sardellen. Boquerones in Vinagre sind Sardellen, die roh in Marinade eingelegt werden und besonders pikant und erfrischend schmecken. In den Málaga nahe gelegenen Bergen dagegen sind besonders die Wildgerichte empfehlenswert, dann etliche Wurstspezialitäten und der bekannte „Rabo de Toro a la Rondeña“, Stierschwanz zubereitet in der Art der kleinen Stadt Ronda. Vegetarier dagegen wissen besonders das frische Gemüse aus der Region zu schätzen.

Die in Spanien berühmteste Spezialität Málagas ist aber eine weitere Variante jener kalten Suppen oder Gazpachos, die in Andalusien so typisch sind: Ajo Blanco wird aus geriebenen Mandeln, Knoblauch und Olivenöl, die zu einer feinen weißen Creme geschlagen werden, zubereitet.

Die Süßspeisen zeigen meist arabischen Einfluss und werden aus Mandeln und häufig Honig zubereitet, wie beispielsweise eine regionale Spezialität mit vielversprechendem Namen: „Bienmesabe“ bedeutet nicht mehr und nicht weniger als „Schmeckt mir gut“!

Mallorca

Die Küche der Balearen genießt in ganz Spanien (und darüber hinaus) einen vorzüglichen Ruf. Sie ist außerordentlich variantenreich, was allein dadurch deutlich wird, dass mehr als 600 verschiedene Rezepte als typisch „balearisch“ angesehen werden. Der bekannteste Beitrag zur internationalen Küche ist die Mayonnaise, auch wenn der Ursprung dieser Sauce in anderen Ländern kaum bekannt ist. Auf Spanisch heißt Mayonnaise Salsa Mahónesa und sie wurde erstmals in der Stadt Mahón auf Menorca zubereitet.

Die typischen Wurstwaren der Inseln sind dagegen hauptsächlich in Spanien bekannt und beliebt, allen voran die Sobrasada Mallorquina, eine Art pikant gewürzter Streichwurst roter Farbe. Die Sobrasada enthält reichlich Fett und wenn man sie anbrät, wird dieses rasch frei. Darin kann man dann weitere Zutaten braten. Tut man das mit Lammfleisch, entsteht das bekannte Cordero asado al estilo de Mahón, macht man dagegen Spiegeleier, werden sie Huevos fritos al estilo de Soller genannt.

Typisch für Mallorca sind eine Vielzahl von klaren Suppen mit einer Einlage aus Nudeln, Fisch oder Fleisch sowie verschiedenste Varianten von Gemüsesaucen. Tumbet besteht aus einer Schicht Kartoffelscheiben, darüber Melanzanischeiben, Tomatensauce und Paprika. Auch Melanzani mit Fisch- oder Fleischfülle sind typische Rezepte. Wer Meeresfrüchte liebt, sollte die Cigala Mallorquina, eine ausschließlich hier vorkommende Spezies, versuchen. Unter den Fleischgerichten ist Rostit, im Backrohr zubereitetes Schweinefleisch mit Leber, Eiern, Brot und Äpfeln, bekannt. Geflügel kommt hier typischerweise als Pollo relleno de Granada, mit Granatäpfeln gefülltes Huhn, Pechuga de Pavo con Salsa de Almendras, Truthahnbrust in Mandelsauce, oder Pichones en Salsa de Castañas, Tauben in Kastaniensauce, auf den Tisch. Die Ensaimada, in Schweineschmalz bereitetes Süßgebäck, ist in der ganzen spanisch sprechenden Welt bekannt.

In Menorca sollte man sich vor allem an Fisch und Meeresfrüchte halten. Caldereta de Langosta ist ein sehr bekanntes Rezept, Meeresfrüchte, zubereitet mit Paprikaschoten, Zwiebel, Tomaten, Knoblauch und Kräuterlikör. Ebenfalls typisch sind Arroz con Langosta, Reis mit Meeresfrüchten, sowie Perdiz Menorquina, auf menorquinische Art zubereitetes Rebhuhn. 

Gemein sind die Coques, kleine quadratische Törtchen aus Fisch, Fleisch oder Gemüse. Wein wird nur auf Mallorca angebaut, auch etliche Liköre werden hier hergestellt. Typisch für Ibiza ist sein Kräuterlikör, sicher nicht die schlechteste Art, ein opulentes Mahl zu beenden.

3. Spanischer Tanz und Tanzgeschichte

Es bedarf wohl einer Reise nach Spanien, um die Wichtigkeit und Vielseitigkeit des spanischen Tanzes zu verstehen. Die verschiedenen traditionellen Tänze aus den verschiedenen Regionen Spaniens sind so verschieden wie die Kultur selbst. Hinzu kommt der einzigartige und feurige Flamenco, der vor allem durch die im Süden lebenden Zigeuner beeinflusst und geformt wurde. Die verschiedenen Tänze sind Spiegelbilder der vielseitigen spanischen Kultur und sind wichtige Bestandteile im Leben von Jung und Alt.

Auf vielen Festivals, die im Frühjahr oder über die Sommermonate verteilt in Spanien stattfinden, können Sie die verschiedenen spanischen Tänze kennenlernen, denn hier werden sehr viele dieser in den spanischen Städten aufgeführt, wobei die Spanier hier ihre traditionellen Gewänder tragen. Die meisten Spanier lernen diese traditionellen Tänze schon von klein auf, dieses lässt sich sofort erkennen wenn man den Tänzen zuschaut. Aber nicht nur auf den Festivals wird getanzt, denn sollten Sie die spanische Sprache in einer spanischen Stadt lernen, dann gibt es hier auch sehr viele Bars mit Live- Musik, in welchen getanzt werden kann, und Sie werden erstaunt sein, wie viele Leute hier die spanischen Tänze perfekt beherrschen.

Normalerweise werden mit dem spanischen Tanz rhythmische Gitarrenmelodien, steppende Füße und braungebrannte Frauen in Flamenco-Kleidern in Verbindung gesetzt. Dies ist allerdings nur ein Bruchteil der Vielfältigkeit des spanischen Tanzes: Die verschiedenen Regionen Spaniens haben im Laufe der Jahrhunderte regionstypische und traditionelle Tänze geformt. So würde man beispielsweise Musik und Tanz mit Dudelsack und Tamburin nicht unbedingt Spanien zuordnen, wobei dies eine weit verbreitete Tradition im Norden des Landes ist!

Seit Beginn der Menschheitsgeschichte dient der Tanz der Kommunikation und dem persönlichen Ausdruck. Spanien bildet dabei keine Ausnahme und hat sich viele traditionelle Tänze bis heute erhalten. Einfache Stammes- und Ritualtänze bildeten den Anfang auf der Iberischen Halbinsel, bevor im Mittelalter strukturierte religiöse Tänze hinzukamen und sich vermischten. Im 15. Jahrhundert verschwanden dann mehr und mehr ernste und schwere Tänze mit klaren Schrittabfolgen und populäre und fröhliche Tänze setzten sich durch. Während die Renaissance-, Volks- und populären Tänze sich international durchsetzten, formten sich gleichzeitig regionale Tänze in den verschiedenen Regionen Spaniens aus, vermischten sich oder bildeten sich unabhängig von den allgemeinen Tanzstilen neu. Beispielsweise gibt es allein in Katalonien mehr als 200 traditionelle Tänze!

Während des Barockzeitalters ließen sich Zigeuner auf der Iberischen Halbinsel nieder und brachten ihre eigene Musik und ihren Tanz mit, welcher sich wenig später in den so bekannten Flamenco verwandelte. Der leidenschaftliche Flamenco-Tanz breitete sich vor allem in Andalusien, später im ganzen Land und schließlich sogar international aus. Durch den Ruhm des Flamencos und der Unterdrückung von kulturellen Gütern einzelner Regionen während der Diktatur Francos verschwanden viele regionale Tänze. In den letzten Jahrzehnten jedoch erleben die regionalen Tänze eine Wiederbelebung und das spanische Volk tanzt und tanzt und tanzt!

Einige traditionelle spanische Tänze

Jota Aragonesa: Dieser typische Tanz kommt aus dem Norden Spaniens, wie der Name verrät aus Aragón. Ein Paar tanzt schnelle Schrittfolgen und spielt gleichzeitig mit erhobenen Händen Kastagnetten. Bei diesem Tanz werden maurische Einflüsse vermutet, da Verbindungen zu einem maurischen Poeten bestehen, der im 12. Jahrhundert aus Valencia verbannt wurde.

Sardana
Eine Gruppe fasst sich an den Händen und bildet einen Kreis und tanzt diverse Schrittfolgen. Typischer Tanz in Katalonien.

Muñeira
Getanzt, allein, zu zweit oder auch in der Gruppe, wird dieser Tanz von Dudelsackmusik begleitet. Dieser „Müllers-Tanz“ ist in Galicien und Asturien verbreitet.

Zambra
Der Zambra ist ursprünglich ein maurischer Tanz. Er wurde auch nach der Wiedereroberung durch die Katholiken geduldet und mit Elementen des spanischen Tanzes vermischt.

Bolero
Einer der ältesten und traditionellsten Tänze Spaniens. Getanzt wird in schnellen Schritten, scharfen Drehungen und plötzlichen Pausen.

Fandango
Einer der ältesten Tänze Spaniens: lebendig, freudig, meist zu zweit getanzt.

Paso doble
Ein schneller, spanischer Tanz – erinnert an den Tango.

Flamenco
Leidenschaftlicher Tanz, allein oder auch zu zweit.

4. Spanische Musik und Musikgeschichte

Angefangen bei den Dudelsackmelodien in Nordspanien bis hin zu leidenschaftlichen Gitarrenrhythmen aus Andalusien –spanische Musik ist ein wichtiger Bestandteil der spanischen Kultur und in allen Teilen des Landes allgegenwärtig. 

Traditionelle Volksmusik, Flamenco, neumodischer Pop und viele andere Musikrichtungen werden auf einzigartige Weise vereint und gelebt. Wenn Sie an einer Sprachschule in Spanien lernen, dann werden Sie hier auch im Spanischunterricht sehr viel über die Musik und die Geschichte der spanischen Musik erfahren, denn diese ist ein großer Teil der spanischen Traditionen und der Kultur des Landes. In Spanien gibt es über die Sommermonate auch viele Festivals, auf welchen verschiedene spanische Bands spielen; hier sollten Sie nicht die Gelegenheit verpassen, an diesen teilzunehmen, wobei Sie hier auch sehr viel traditionelle Musik hören werden, wonach die Spanier in ihren traditionellen Kostümen auf den Festen tanzen. Heutzutage ist vor allem bei den Jüngeren der spanische Pop und Rock sehr beliebt, hier gibt es immer wieder neue Bands, welche Sie in den Bars spielen hören können. Musik gehört zum Leben in Spanien einfach dazu.

Die Geschichte spanischer Musik ist so vielfältig wie die Geschichte des Landes selbst. Aufgrund der zahlreichen Kulturen, die ihre Spuren auf der Iberischen Halbinsel bis heute hinterlassen haben, gibt es in Europa kein Land, das musikalisch vielfältiger als Spanien ist.

Die musikalische Vielfalt Spaniens hat ihre Ursprünge in den zahlreichen Kulturen, die auf der Iberischen Halbinsel gelebt haben. Seit der Geburt Spaniens haben sich mehrere Kulturen und Zivilisationen abgelöst und vermischt und beeinflussten dabei unbewusst die Entwicklung der spanischen Musik. Der erste signifikante Einfluss auf die spanische Musikentwicklung kam von den Römern. Sie brachten neue Ideen, beeinflusst durch die Griechen, in das Land. Nach dem Fall des Römischen Reiches brachten die Westgoten Kirchenmusik und religiöse Lieder mit, welche sich schließlich mit jüdischer, christlicher und maurischer Musik während der Herrschaft der Mauren bis ins 15. Jahrhundert vermischte. Die Vielfältigkeit und Vermischung der Musikstile hatte die Entwicklung zahlreicher regionaler Musikstile zur Folge. Die jahrhundertelange Entwicklung regionaler Musik in Spanien fand erst mit der katholischen Reconquista und der Einführung allgemeiner europäischer Musik ein Ende.

Die Entwicklung der spanischen Musik bekam während der Renaissance einen weiteren Schub. Die durch Instrumente geprägte Musik vermischte sich vor allem mit der arabischen Musik und beeinflusste stark die Entwicklung der spanischen Gitarre. Nach der Wiedereroberung Spaniens durch die Katholiken im 15. und 16. Jahrhundert setzten sich auch die mehrstimmigen Gesangsrichtungen, wahrscheinlich durch den Einfluss aus Frankreich und Flandern, durch. Durch die Entwicklung von Infrastruktur und Transportmöglichkeiten innerhalb Europas wurde das Reisen für Musiker leichter. Die Reisenden brachten neue Ideen und Vielfältigkeit aus den Städten Europas, vor allem aus Rom, mit ins Land und leiteten eine außergewöhnliche musikalische Entwicklung in Spanien ein. Nach relativ kurzer Zeit trat Spanien aus der musikalischen Anonymität heraus und brachte großartige klassische Komponierer wie Francisco Guerrero und Tomás Luis de Victoria aus seinen Reihen hervor.

Eine der markantesten Musikstile Spaniens entstand im 17. und 18. Jahrhundert. Der Zarzuela– eine leichte, theatralische Oper, entwickelte sich national und international mit großem Erfolg und ist bis heute eine feste Größe der spanischen Musikwelt. Die Entwicklung der klassischen Musik hingegen kam zu einem zwei Jahrhunderte währenden Stillstand. Die regionalen Musikstile entwickelten sich mehr und mehr zu spezifischer Volksmusik und populärer und traditioneller Musik der einzelnen Regionen und Provinzen Spaniens.

Die 50-jährige Unterdrückung durch den Diktator Franco brachte eine nationale Gleichmacherei und die Unterdrückung regionaler Kultur und Musik mit sich. Regionale Sprachen, Literatur und Musik wurden verbannt, zensiert und verbrannt. Die regionalen Musikstile starben hingegen nicht aus, sondern wurden im Hintergrund, außerhalb der Sichtweite Francos, aufrechterhalten.

Die 60er und 70er der spanischen Musik waren geprägt von dem Einfluss der neuen internationalen Pop- und Rockära auf der ganzen Welt. Selbst Franco konnte nicht verhindern, dass vor allem amerikanischer, britischer und französischer Pop und Rock über die Grenzen gelangte und die Grundlage des spanischen Pops bildete. Flamenco und typisch spanische Melodien vermischten sich mit dem neuen Genre und gaben dem spanischen Pop ein einzigartiges Markenzeichen, das auch heute noch klar zu erkennen ist. Die 80er Jahre waren geprägt von der Movida. Nach dem Tod Francos wälzten sich junge Spanier geradezu in der neu gewonnenen Freiheit. Spanischer Rock 'n' Roll, Punk und Pop bekamen einen freiheitlichen und alternativen Charakter und entwickelten sich bis heute unaufhaltsam.

5. Geschichtliches

Die ältesten in Spanien gemachten Funde datieren etwa auf 30000 bis 50000 v. Chr.

Die Griechen bezeichneten die ursprünglichen Einwohner der Iberischen Halbinsel als Iberer. Es handelte sich aber um verschiedene Völker. Laut archäologischen, anthropologischen und genetischen Nachforschungen sollen sie zur Zeit des Neolithikums (5000 - 3000 v. Chr.) auf die Halbinsel gelangt sein. Einige Wissenschaftler meinen, dass sie aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten, andere glauben, dass sie von den Begründern der megalithischen Kultur (Großbritannien, Irland, Frankreich), von der es auch in Spanien zahlreiche Funde gibt, abstammen. 

Die am höchsten entwickelten Iberer waren zweifelsohne die „Tartessos“, welche die älteste westeuropäische Hochkultur begründeten, sowie deren Nachfahren „Turdetanos“ und „Turdulos“.

Etwa 1200 v. Chr. drangen keltische Stämme vom Norden her in Spanien ein. Sie vermischten sich mit den Iberern und es entstand die keltisch-iberische Volksgruppe. Ungewiss ist der Ursprung der Basken, die in den Bergen Nordspaniens leben. Höchstwahrscheinlich sind sie Nachfahren eines voriberischen Stammes.

1100 v. Chr. landeten phönizische Seefahrer an der spanischen Küste und begründeten Kolonien, mit denen sie umfangreichen Handel betrieben. Die bedeutendste davon waren Gadir (das heutige Cadiz), Malaca (das heutige Málaga) und Abdera (das heutige Adra in Almeria). Auch die Griechen legten Kolonien vor allem an der Mittelmeerküste an.

Während Karthago mit Rom die Punischen Kriege ausfocht, drangen die Karthager auch in Spanien ein und eroberten weite Teile des Landes. Bedeutende Siedlungen schufen sie auf der Insel Ibiza und in Cartagena, das sie „neues Karthago“ nannten.

Nach der endgültigen Niederlage Karthagos eroberten die Römer auch ihre spanischen Kolonien und im Zuge praktisch die gesamte Halbinsel. Die Provinz Hispania entwickelte sich in der Folge zu einem vollwertigen Bestandteil des Römischen Reiches, sogar zwei römische Kaiser, Hadrian und Trajan, wurden hier geboren. Die Spanier ihrerseits absorbierten völlig die römische Kultur, bis heute offensichtlich in ihrer Landessprache.

Als das „Römische Weltreich“ zu fallen begann, fielen gotische Stämme in Spanien ein und eroberten nach und nach das ganze Land. 419 riefen sie das erste gotische Königreich aus. Die gotische Herrschaft dauerte bis 711, als muslimische Heerscharen die Straße von Gibraltar überquerten und den letzten Gotenkönig Roderik besiegten. Besonders Südspanien, das damals Al-Andalus hieß, blühte unter den Mauren auf, vor allem dank der neuartigen arabischen Bewässerungstechnik in der Landschaft sowie weiterer wissenschaftlicher Errungenschaften. Die Mauren eroberten rasch den Großteil der Iberischen Halbinsel, bis der Gotenkönig Pelayo ihren Vormarsch in der Schlacht von Covadonga in Nordspanien ins Stocken brachte. Dieses Ereignis wird immer wieder symbolisch als der Beginn der Rückeroberung des Landes durch die Christen, der Reconquista, bezeichnet, obwohl die Mauren noch acht Jahrhunderte lang weite Teile Spaniens beherrschen sollten.

Das maurische Spanien wurde mit der Zeit unabhängig vom arabischen Reich, im 10. Jahrhundert rief Abderraman III. Al-Andalus zu seinem eigenen Kalifat aus. Cordoba war in jener Epoche das unzweifelhafte kulturelle Zentrum dieses Teils der Welt. Streitigkeiten zwischen den maurischen Adelsfamilien führten schließlich dazu, dass das gewaltige Reich in zahlreiche kleine Kalifate zerbrach. Nun begannen die Christen im Norden des Landes die Rückeroberung. Die Vereinigung der beiden bedeutendsten christlichen Königreiche durch die Hochzeit von Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien im Jahr 1469 war der Wendepunkt: Von nun an verloren sie schnell an Boden und 1492 eroberten die Christen das letzte maurische Kalifat, Granada.

Isabella und Ferdinand gelang es, das ganze Land unter ihrer Krone zu vereinigen. Ihr Bestreben, Spanien zu „rechristianisieren“, führte jedoch in die berühmt-berüchtigte spanische Inquisition. Tausende Juden, Mauren und sonstige Andersgläubige, die sich nicht zum Christentum bekennen wollten, wurden des Landes verwiesen oder umgebracht. Diese schwarze Epoche der spanischen Geschichte fiel mit einer goldenen zusammen, denn nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 flossen tonnenweise Reichtümer aus der neuen Welt in das Land ein. Spanien entwickelte sich zu einer der mächtigsten Nationen der Welt und das „Goldene Zeitalter“ brach an.

Als Isabella 1504 starb, hinterließ sie den Thron ihrer Tochter Johanna, die als „Johanna die Wahnsinnige“ in die Geschichte eingehen sollte. Ihr Ehemann Phillipp ("der Schöne") war der Sohn des deutschen Kaisers und mit ihm hielt das Haus Habsburg Einzug in Spanien. Karl I. (von Spanien, zugleich Karl V. des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) vereinte 1517 eines der gewaltigsten Weltreiche der Geschichte. Nachdem er sich 1556 ins Kloster zurückzog, wurde es jedoch zwischen der spanischen und der österreichischen Linie der Habsburger aufgeteilt. Spanien blühte wirtschaftlich unter der Habsburger-Krone auf, vor allem dank des Handels mit den amerikanischen Kolonien. Diese Kolonien waren aber zugleich der Grund dafür, dass das Land in teure Kriege mit Frankreich, den Niederlanden und England verwickelt wurde. Der Sturm, der die „unbesiegbare Armada“ 1588 auf ihrem Zug gegen England versenkte, beendete auch das „Goldene Zeitalter“ Spaniens.

Als der letzte Habsburger-König Karl II. ohne Nachfolger starb, folgte ihm der Neffe des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Bourbon, auf den Thron. Nach der Französischen Revolution erklärte Spanien der jungen Republik den Krieg, erlitt aber eine Niederlage. Napoleon, der nun die Herrschaft in Frankreich antrat, besiegte Spanien und setzte seinen Bruder Joseph als König ein. Die Spanier fochten einen langen Unabhängigkeitskrieg, und als Napoleon 1815 in Waterloo endgültig geschlagen wurde, wurde der von ihm entthronte Ferdinand VII. wieder als König eingesetzt. Er herrschte mit strengem Absolutismus. Als er das salische Recht der Thronfolge, das weibliche Nachkommen ausschloss, änderte und nach seinem Tod seine Tochter Isabella die Herrschaft antrat, führte eine Rebellion, geleitet von Ferdinands Bruder Karl, zum Siebenjährigen Krieg.

Die Folge waren wirtschaftliche Rezession und politische Instabilität, Spanien verlor einen Großteil seiner Übersee-Besitzungen. Nach der Revolution 1868 musste Isabella schließlich abdanken, die Erste Republik wurde ausgerufen. Sie hielt aber nur etwa ein Jahr lang. Ein Staatsstreich machte Isabellas Sohn Alfons XII. wiederum zum König. Eine Rebellion in der spanischen Kolonie Kuba 1895 führte schließlich zum Spanisch-Amerikanischen Krieg, mit vernichtenden Folgen für Spanien, das seine letzten Übersee-Besitzungen verlor.

Die Wirtschaftskrise der frühen Zwanzigerjahre brachte das Land an den Rand eines Bürgerkriegs und General Primo de Ribera richtete eine Militärdiktatur ein. Er herrschte bis 1930, dann wurden Wahlen abgehalten, die zu einem Sieg der politischen Linken führte. König Alfons XIII. verließ das Land. Die wachsenden Spannungen zwischen der republikanischen Regierung und der nationalistischen Opposition gipfelten schließlich im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39). Die Nationalisten unter General Franco erhielten Unterstützung vom faschistischen Deutschland und Italien, der republikanische Block wurde offiziell nur von Russland unterstützt, obwohl zahlreiche Intellektuelle (beispielsweise Ernest Hemingway) sowie politische Aktivisten aus anderen Ländern in den „Internationalen Brigaden“ kämpften. Die Nationalisten setzten sich schließlich durch.

Franco konnte Spanien zwar aus dem 2. Weltkrieg heraushalten, aber seine Militärdiktatur führte dennoch zu politischer und wirtschaftlicher Isolation. Während der 50er und 60er Jahre wurden alle Anstrengungen unternommen, um die internationalen Kontakte zu verbessern, und das Land begann sich wirtschaftlich zu erholen. 1969 setzte Franco fest, dass Juan Carlos von Bourbon, der Enkel Alfons XIII., nach seinem Tod der Regierung als König vorsitzen solle.

Franco starb 1975 und eine konstitutionelle Monarchie wurde ausgerufen. Staatspräsident Adolfo Suarez setzte wichtige Reformen durch. Als er 1981 überraschend seinen Rücktritt erklärte, gab es einen Putschversuch, der aber scheiterte. 1982 setzte sich die sozialistische Partei bei den Wahlen durch, Felipe Gonzalez wurde Regierungschef. Spanien trat 1985 der NATO und 1986 der Europäischen Gemeinschaft bei. 1992 stand das Land ganz besonders im internationalen Rampenlicht, als in Barcelona die Olympischen Spiele und in Sevilla die Weltausstellung EXPO'92 stattfanden und gleichzeitig Madrid zur Europäischen Kulturhauptstadt erklärt wurde.

GOUP